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Das betrachtende und betende Lesen der Bibel ist seit dem frühen Christentum bekannt.
Der vierstufige Weg der geistlichen Schriftlesung wurde dann vor allem in den Klöstern praktiziert und ausgeformt. Seit dem 2. Vatikanum ( siehe Dei Verbum) erfährt die ganzheitliche Bibellektüre wieder mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit. Mit den Jahren wurden Methoden entwickelt, die es sowohl dem Einzelnen, wie auch Gemeinden und Gruppen ermöglichen einen meditativen Zugang zur Bibel, in Art und Weise der „lectio divina“, zu erlangen.
Die interpretationsfreie Auseinandersetzung mit dem Text und seinen Hintergründen und das betrachtende Lesen brauchen ausreichend Zeit. Das Sprechen weicht dem aufmerksamen Lesen und Hören des Wortes, dem Bedenken und dem Ruhen im Wort. Wie jedes gute Gespräch, so nehmen wir uns hier Zeit für die Begegnung mit Gott.
Die betrachtende Lesung, die lectio divina, kann die Worte der Bibel zur lebendigen Quelle unserer Gottesbeziehung werden lassen.
Der Ablauf erfolgt in etwa wie folgt, wobei die einzelnen Schritte ineinander fließen.
Anfangs zur lectio wird der Text gelesen und objektiv betrachtet um im gemeinsamen Austausch zum rechten Textverständnis zu kommen.
Darauf folgt die meditatio, im Sinne eines persönlichen Bedenkens des Textes.
In der dritten Phase, der oratio, steht die Frage: „Was lässt der Text mich denken, fühlen, sagen?“ Was gebe ich Gott im Gebet.
In der vierten Phase, contemplatio, überlassen wir uns im kontemplativen Gebet ganz dem, was Gott uns sagen will.
Am Ende , der actio, nehmen wir ein Bibelwort mit in den Alltag und lassen uns von ihm bewusst begleiten.
Das Wort Gottes ist lebendig und machtvoll, es hat Kraft uns und unser Leben zu verwandeln.
Ulrike Karnel